Fans verärgert, Dänen sauer
Schon jetzt sind zahlreiche Fans verärgert, weil sie für die Begegnung in der mit 31.500 Zuschauern seit langem ausverkauften Duisburger MSV-Arena bis zu 60 Euro bezahlt haben, nun aber auf fast alle WM-Helden verzichten müssen.
Und auch die Dänen sind sauer. Nationalcoach Morten Olsen übte heftige Kritik, nachdem er erst aus den Medien von der Abreise der deutschen Leistungsträger erfahren hatte. Artikel auf Sport1.de
"Ich habe viele Jahre hier gearbeitet und die Deutschen immer als sehr gastfreundlich erlebt. Aber das ist respektlos", schimpfte der Ex-Bundesligaprofi und frühere Trainer des 1. FC Köln. "So etwas macht man einfach nicht."
Bierhoff widerspricht Olsen
Bei der DFB-Auswahl sieht man das allerdings völlig anders. "Die Äußerung der Dänen zeugen nicht gerade von großem Respekt vor unseren jungen Spielern, die in der Bundesliga gute Leistungen bringen", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff.
Zudem seien die Nachrücker durchaus auf dem Sprung in den Stammkader. Daher sieht die sportliche Leitung die Neuauflage des EM-Finales von 1992 (0:2) als große Bewährungsprobe für die zweite Garde.
Mit Nachdruck widersprach auch Co-Trainer Hansi Flick bei der abschließenden Pressekonferenz in einem Autohaus in Düsseldorf dem Vorwurf, dass es sich bei diesem Länderspiel um eine Farce handelt.
Flick: "Müssen perspektivisch denken"
"Das sehe ich nicht so", sagte der Löw-Assistent. "Wichtig ist, dass wir uns weiterentwickeln und schauen, was in zwei, drei Jahren ist. Wir müssen auch perspektivisch denken, mit Blick auf die WM 2010 oder die EM 2012."
Aus diesem Grund sollen die Nachrücker, die teilweise schon in der Vorbereitung auf das Tschechien-Spiel dabei waren, nun erstmals unter Echtzeit-Bedingungen getestet werden. "Unser Ziel war immer, nicht nur den ersten und zweiten auf jeder Position zu kennen, sondern auch den dritten und vierten", erklärte Flick.
Daher gehe man zuversichtlich in die Partie, obwohl die Dänen mit erfahrenen Auslands-Profis wie Jesper Grönkjaer (62 Länderspiele), Dennis Rommedahl (64), dem früheren Schalker Christian Poulsen (46) oder dem Ex-Stuttgarter Jon Dahl Tomasson (87) antreten werden.
Nur Kuranyi und Metzelder mit mehr als 30 Spielen
Dagegen haben im deutschen Rest-Kader lediglich der vermutlich nur auf der Bank sitzende Christoph Metzelder (30) sowie Tschechien-Matchwinner Kevin Kuranyi (37) mehr als 30 Länderspiele, so dass der Schalker voraussichtlich als Kapitän auflaufen wird.
Ansonsten kommen nur noch Thomas Hitzlsperger (22), Marcell Jansen (13) und Paul Freier (18) auf eine zweistellige Einsatz-Zahl und stehen daher ebenfalls in der Startelf. Ihr Debüt im Nationaltrikot werden auf jeden Fall Torwart Robert Enke und der nachnominierte Simon Rolfes feiern.
Auch Gonzalo Castro, Stefan Kießling, Roberto Hilbert und der Kölner Patrick Helmes als erst sechstem Zweitliga-Akteur haben gute Chancen aufs erste Länderspiel, wenn auch nicht in der Startelf. Diese komplettieren Manuel Friedrich (6), Alexander Madlung (1) und Clemens Fritz (4) in der Abwehr, Piotr Trochowski (2) im Mittelfeld sowie Jan Schlaudraff (2) im Sturm.
"Jeder Spieler möchte diese Riesenchance nutzen"
Trotz dieses "Debütantenball" rechnet Flick aber nicht zwangsläufig mit einer Pleite. "Wir sind von der Mannschaft überzeugt", sagte er. "Jeder Spieler, der hier dabei ist, möchte diese Riesenchance auch nutzen und zeigen, dass er zu Recht bei der Nationalmannschaft ist."
Dessen sind sich offenbar auch die Akteure bewusst, zumal sie von DFB-Sportpsychologe Hans-Joachim Herrmann bei einem Vortrag am Montagabend auf die Vorzüge des positiven Denkens im Leistungssport eingeschwört wurden.
Castro: "Werden auf keinen Fall Schiss haben"
Angst habe man jedenfalls keine, so Castro: "Wir werden auf keinen Fall Schiss haben. Jeder wird Gas geben." Ähnlich sah es sein Leverkusener Teamkollege Rolfes. Interview auf Sport1.de
"Für uns ist das auch eine Herausforderung, sich zu beweisen und die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen. Wir gehen optimistisch ins Spiel", sagte der Mittelfeldspieler. "Die Dänen sollten uns auf keinen Fall unterschätzen."
Aus Düsseldorf berichtet Martin Volkmar |