Bericht aus der AZ Alzey vom 15.01.2007
Das Beste gleich vorweg: Im Fußball-Kreis Alzey gibt es im neuen Jahr eine zusätzliche Mannschaft. Der FC Wörrstadt 06, zu Beginn der Saison erst ins Geschehen der Kreisklasse Alzey eingestiegen, tritt mit einer zweiten Garnitur von sofort an in der Kreisklasse Alzey-Worms an. Außer Konkurrenz noch, aber immerhin. Der unverhoffte Zuwachs war eines der erfreulicheren Themen bei der gemeinsamen "Wintertagung" der Kreisliga Alzey und der Kreisklassen Alzey und Alzey-Worms in Alzey.
Von Volker Schütz
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So wünschen sich das die Verantwortlichen im Fußball allüberall auf der Welt: Statt sich damit beschäftigen zu müssen, dass während der Runde Mannschaften mangels Spielermasse abgemeldet werden müssen, gibt es plötzlich den Wunsch, eine neue Truppe aus der Taufe zu heben. Klar, dass sich der Alzeyer Kreisvorstand nicht quer stellte, als der FC Wörrstadt eine weitere Mannschaft ins Rennen schicken wollte. Immerhin waren den Alzeyern in den vergangenen Jahren während der Saison immer einige Mannschaften von der Fahne gegangen - und auch jetzt wieder hatte sich die zweite Mannschaft des TuS Biebelnheim kurz vor Weihnachten in Luft aufgelöst. Nun also einmal die umgekehrte Entwicklung, weil dem neuen Klub in Wörrstadt offenbar - aus welchen Gründen auch immer - die Spieler die Türen einrennen. Von bis zu 40 Neuanmeldungen ist die Rede. Ihren ersten Auftritt wird die zweite Elf des FC Wörrstadt 06 am 4. März absolvieren. Dann ist der TV Lonsheim III zu Gast. Überhaupt war es der für die Kreisklasse Alzey-Worms zuständige Klassenleiter Ralf Müller, der sich mit den netteren Dingen des Ehrenamtler-Daseins beschäftigen durfte. In seiner Klasse geht es sehr fair zu, was auch den Kreisgerichtsvorsitzenden Thomas Bergmann zu der Aussage veranlasste, dort seien die Musterknaben angesiedelt. Kein Kreisgerichtsurteil im ersten Halbjahr - das kann sich in der Tat sehen lassen (in der Kreisliga waren es dagegen acht Urteile, in der Kreisklasse Alzey zwei). Ob es daran liegt, dass mit Germania Eich bereits der voraussichtliche Meister feststeht? Immerhin verfügen die Germanen schon über zwölf Punkte Vorsprung. Und da in den anderen Partien dieser Klasse oft ein Sieger rasch ausgemacht ist, scheint weniger Neigung dazu zu bestehen, aggressiv auf andere einschließlich der Unparteiischen loszugehen. Da sieht es in den anderen beiden Ligen schon ganz anders aus. Günter Thauer, zuständig für Kreisliga und Kreisklasse Alzey, nutzte die Gelegenheit den versammelten Vereinsverantwortlichen ins Gewissen zu reden. Thauer monierte den eklatanten Anstieg von Fehlverhalten gegenüber den Referees. Wobei er insbesondere das Verhalten der Zuschauer anprangerte. In der Kreisliga habe er allein 14 Urteile nach Paragraph 54.3 aussprechen müssen. In diesem geht es um das Zuschauerverhalten. In der Kreisklasse Alzey waren es auch immerhin noch sechs Fälle dieser Art, die Thauer zu bestrafen hatte. Hinzu kamen insgesamt 19 Strafen für Spieler wegen Schiedsrichterbeleidigung. Um zu verdeutlichen, wie verroht die Sitten inzwischen auf vielen Fußballplätzen sind, las Thauer aus einigen Sonderberichten vor, die von extrem beleidigten, bedrohten oder gar angegriffenen Schiedsrichtern in dieser Saison im Kreis Alzey verfasst worden waren. Die Vereinsvertreter bei der Sitzung in Alzey wussten zum Teil nicht, wie sie mit der Auswahl der zitierten Schimpfworte oder der geschilderten Geschehnisse umgehen sollten. Die Lesung Thauers erinnerte jedenfalls eher an eine Fortsetzungs-Horrorgeschichte als an Berichte von genüsslichen Wochenendvergnügen. Wenn man bedenkt, dass es sich um Berichte über Vorkommnisse bei Spielen von Amateurkickern der untersten Ligen handelt, die dort ihrem Hobby nachgehen - im Grunde unfassbar. Kreisvorsitzender Walter Kundel fuhr bei der Sitzung so auch jenen vehement in die Parade, die sich beim Verlesen der Berichte amüsiert gezeigt hatten: "Das ist doch nicht zum Lachen. Was wir hier gehört haben, ist erschütternd. Wir werden andere Seiten aufziehen. Die Bestrafungen werden wesentlich härter werden als bisher. Wenn das nicht aufhört, werden wir Strafen aussprechen, mit denen die Baumaßnahmen in Edenkoben allein finanziert werden können"entfuhr es Kundel zornig, dem die Lacher über die Erlebnisse der Schiedsrichter überhaupt nicht gepasst hatten. Zur Erklärung: Was die Sportschule in Edenkoben betrifft, so hatte Bezirksvorsitzender Bernhard Graffe zuvor von dort notwenigen Umbaumaßnahmen gesprochen, die der Südwestdeutsche Fußball-Verband anders als in anderen Verbänden üblich aber stemmen könne, ohne die Vereine zusätzlich zur Kasse zu bitten. Der SWFV, so Graffe, habe genügend Geld angespart, um dies zu ermöglichen. Wenn die Schiedsrichter in Zukunft nicht besser geschützt werden, wird sich die SWFV-Schatulle noch stärker füllen. Kundel: "Ich hoffe aber, dass wir in der nächsten Sitzung nicht mehr über Probleme der Schiedsrichter klagen müssen." |